CDU-Parteitag: Wählen bis es passt?

Für die Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Parteivorsitzenden gab es drei Wahlgänge. Zwei davon fanden – ohne Publikum – auf einem „virtuellen“ Parteitag in Berlin statt. Abgestimmt wurde elektronisch in „Home-Wahl“. Im ersten Wahlgang erhielt Norbert Röttgen 244, Armin Laschet 385 und Friedrich Merz 388 Stimmen. Weil keiner der drei Bewerber die absolute Mehrheit erlangte, wurde eine elektronische Stichwahl zwischen Laschet und Merz anberaumt. Im zweiten Wahlgang drehten sich die Verhältnisse um, und Merz ging mit 466 hinter Laschet mit 521 Stimmen über die Ziellinie.

Hier zeigt sich einmal mehr, wie problematisch Stichwahlen sind. Unter allen Bewerbern erzielte ursprünglich Merz das beste Ergebnis und verwies Laschet auf den zweiten Platz. Nicht so bei der Stichwahl, die ja keine offene, sondern eine eingeengte Wahl ist und deshalb dazu führen kann, dass der Erstplatzierte zum Zweitplatzierten wird. Merz hatte das Nachsehen. Und weil die Satzung der CDU aus gutem Grunde einen Präsenzparteitag vorschreibt, hatte man verabredet, die Briefwahl nur mehr mit dem Sieger in der Stichwahl, also mit Laschet, durchzuführen, der obwohl er konkurrenzlos war, nur etwas mehr als 80 Prozent der gültig abgegebenen Briefwahl-Stimmen erhielt.

In Großbritannien hat man sich für einen ganz anderen Weg entschieden. Jedenfalls bei den Konservativen wählen die Mitglieder der Unterhausfraktion ihren Anführer. Wer die meisten Stimmen erzielt, ist gewählt. Der so gewählte Spitzenkandidat wird dann auf einem Parteitag bestätigt. Die peinliche Debatte um eine völlig unglaubwürdige Kanzlerkandidatur von Kleinparteien wie z.B. der SPD, der FDP, den Linken und den Grünen, kann so vermieden werden. Denn der Kanzler wird nicht von den Delegierten einer Partei, sondern von Mitgliedern des Parlaments gewählt.

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