DGB in der Sackgasse

Macht und Machtmissbrauch einer Richtungsgewerkschaft

DGB-in-der-SackgasseHerausgeber: Manfred C. Hettlage
ISBN: 3-7892-8116-6
©2003 Olzog Verlag GmbH, München

Wurden SPD und DGB von einem der früheren DGB-Vorsitzenden noch als „Kinder der gleichen Mutter“ bezeichnet, ist der traditionelle Schulterschluss zwischen den Genossen und den Kollegen nun auf der Strecke geblieben. Man ist in eine Sackgasse geraten, aus der man nur durch eine Kehrtwende wieder herauskommen kann.
Ein dramatischer Mitgliederschwund ist nur schwer zu verschmerzen. Als „Fortsetzung der SPD mit anderen Mitteln“ werden die im DGB zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften für Arbeitnehmer, die in CDU und CSU oder einer anderen Partei ihre politische Heimat haben, immer unattraktiver. Beim Minderheitenschutz herrscht Fehlanzeige.
Der erbitterte Kampf gegen die Agenda 2010, mit der sich die SPD auf die notwendigen Reformen für die nächsten Jahre festlegte, endete für den DGB in einem Desaster. Erstmals seit 50 Jahren musste zu allem Übel die IG Metall, die weltweit mit zu den größten Gewerkschaften zählt, einen Streik abblasen und als Verlierer aus dem Arbeitskampf abziehen. Der Flächentarif dünnt immer weiter aus, Betriebsräte drängen die Gewerkschaft zunehmend aus dem Tarifgeschäft.
Mit dem gescheiterten Streik gegen die Mehrheit der Beschäftigten in Berlin-Brandenburg und in Sachsen hat sich die IG Metall am Ende einen Bärendienst erwiesen. Eine Urabstimmung, wie sie sich gehört – bei der die Spielregeln der Demokratie nicht auf den Kopf, sondern auf die Füße gestellt werden – hätte den Metallern das Debakel ersparen können, das sie mit ihren eigenen Händen herbei geführt haben. Die Türe zum Arbeitskampf hat die IG Metall allerdings mit solchem Krach aufgetreten, dass sich die Debatte über die Reform des Tarifvertragsrechts, die inzwischen voll entbrannt ist, nicht mehr stoppen lässt.

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